Dem Kunstwerk Gutes tun! – Über den Umgang mit Kunst im Alltag

Die vorangegangenen Kapitel beschrieben, warum es notwendig ist, ein restaurierungsbedürftiges Gemälde von einer qualifizierten Person bearbeiten zu lassen, und welche Maßnahmen diese daran durchführen kann. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, wie man als Laie zum Erhalt und zum Schutz eines Kunstwerkes beitragen kann.

Als Restauratorin möchte ich an Ihr Gewissen als Besitzer*in appellieren, Ihr Möglichstes zur Erhaltung Ihrer Kunstwerke beizutragen. Der Besitz eines Kunstwerkes geht meiner Meinung nach auch mit der Verantwortung einher, für dessen Bewahrung zu sorgen. Das Kunstwerk dient schließlich nicht nur der Erbauung des Besitzers oder der Besitzerin, sondern trägt auch seine Bedeutung als einzigartiges Zeugnis der Geschichte. Aus Sicht der Restauratorin steht daher die Erhaltung des Kunstwerkes im Vordergrund. Und so ist es beispielsweise selbstverständlich, dass Restauratorinnen auf unvorteilhafte Bedingungen in der Präsentation hinweisen (müssen).

Vor einigen Jahren brachte ein Sammler ein Gemälde in meine Werkstatt, das starke Schäden durch Lichteinwirkung aufwies. Es stellte sich heraus, dass sein Haus sehr große Fensterflächen hat. Das Gemälde war dauerhaft einer sehr hohen Lichteinstrahlung ausgesetzt und hatte dadurch sichtbar Schaden genommen. Gegen meine Empfehlung wird das Bild auch nach der Restaurierung unter diesen Bedingungen präsentiert. Weitere Schäden sind dadurch vorprogrammiert.

Es gibt einige Aspekte, die Sie als Sammlerin beachten können, um den Kunstwerken in Ihrem Besitz etwas Gutes zu tun. Elementar für die Erhaltung eines Kunstwerkes sind die richtigen Bedingungen in Bezug auf Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. In Hinblick auf die Handhabung, Präsentation und Pflege können auch Nichtfachleute Regeln beachten, die helfen, das Objekt zu schützen und zu erhalten.

Fünf Tipps, die Ihnen helfen, Ihre Kunstwerke zu schützen und zu erhalten

Tipp 1: Achten Sie auf die richtigen Umgebungsbedingungen!
Die klimatischen Bedingungen – sowohl Luftfeuchtigkeit als auch Temperatur – in der Umgebung des Kunstwerkes nehmen Einfluss auf seinen Zustand und seine Alterung. Sehr allgemein formuliert sind große Schwankungen der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit generell von Nachteil für ein Kunstwerk. Museale Bedingungen mit stabilen Temperaturen und gleichbleibender, an die Materialien der Objekte
angepasster Luftfeuchtigkeit lassen sich in Wohnräumen nur schwer gewährleisten. Dennoch kann man durch gezieltes Lüften und bedachtes Heizen zum Erhalt von Kunstwerken beitragen. Darüber hinaus wirkt sich zu hohe, direkte, möglicherweise UV-haltige Lichteinstrahlung in der Regel negativ auf Kunstwerke aus. Durch die Auswahl der Hängefläche oder des Stellplatzes lassen sich Kunstwerke zum Beispiel vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Außerdem gibt es heute spezielle künstliche Lichtquellen, die für die Beleuchtung von Kunstwerken besonders geeignet sind.

Tipp 2: Achten Sie bei der Präsentation auf eine sichere und angemessene Hängung!
Die Präsentation eines Kunstwerkes sollte immer genau durchdacht werden. Bei der Wahl des Platzes sollten immer die eben beschriebenen klimatischen und Beleuchtungsbedingungen eine Rolle spielen. Gemälde sollten beispielsweise nicht an feuchte, kalte Außenwände gehängt werden. Wichtig ist auch, dass die Präsentation im mechanischen Sinne sicher ist, das heißt, dass die Hängevorrichtungen am Gemälde und an der Wand stabil sind.

Tipp 3: Befreien Sie Kunstwerke regelmäßig von Staubablagerungen
Die Ablagerung von Oberflächenstaub auf einem Kunstwerk lässt sich nicht umgehen. Ein einfaches, vorsichtiges Abstauben kann auch von einem Laien durchgeführt werden. Wichtig ist dabei die Wahl des Hilfsmittels: Ein weicher Staubwedel beispielsweise aus Straußenfedern kann dazu verwendet werden. Sollten Sie sich unsicher sein, wie Sie Ihr Kunstwerk abstauben können, lassen Sie sich bitte von einer* qualifizierten Restaurator*in beraten.

Tipp 4: Fassen Sie das Kunstwerk mit Samthandschuhen an und lassen Sie es „First Class“ reisen
Sollten Sie selbst bei Ihrem Kunstwerk Hand anlegen, beispielsweise um es aufzuhängen, tragen Sie dabei Handschuhe, um das Übertragen von Substanzen von der Haut auf das Objekt zu vermeiden. Auch wenn Substanzen wie Fett etc. auf der Oberfläche des Kunstwerkes nicht direkt Folgen zeigen, können sie langfristig zu sichtbaren Veränderungen führen. Sie können entweder Kunststoffhandschuhe oder Baumwollhandschuhe tragen. Bei rauen Oberflächen erweisen sich Baumwollhandschuhe manchmal als ungeeignet, weil sich feine Fasern an der Oberfläche verhaken können.
Der Transport von Kunst ist ein heikles Kapitel. Generell sollte Kunst so wenig wie möglich bewegt werden, weil schon leichte Erschütterungen und auch schnelle Veränderungen der Umgebungsbedingungen zu gravierenden Veränderungen und Schäden führen können. Außerdem steigt die Gefahr für Schäden durch mechanische Einwirkungen. Kunstwerke sollten daher immer sehr bedacht verpackt werden. Bei der Wahl einer Spedition ist darauf zu achten, dass das Unternehmen Erfahrung mit dem Transport von Kunst hat.

Tipp 5: Kontrollieren Sie den Zustand Ihrer Kunstwerke regelmäßig und nehmen Sie bei Veränderungen und Beschädigungen Kontakt zur* Restauratorin auf!
Betrachten Sie Ihr Kunstwerk regelmäßig genau, um Veränderungen zeitnah festzustellen. Sie können die Objekte auch fotografisch dokumentieren, um Veränderungen auf die Spur zu kommen. Wenn diese Veränderungen sich als Schaden manifestieren, nehmen Sie Ihrem Kunstwerk zuliebe Kontakt zu einer qualifizierten Restauratorin auf.